Wir weigern uns, Zoombies zu bilden!
Radikal kritische Bildungsarbeit mit migrierten und geflüchteten Frauen*
Gespräch online mit das kollektiv und maiz
Online via Zoom:
https://zoom.us/j/95504133042
Keine Anmeldung
maiz und das kollektiv sprechen, ausgehend von ihren Erfahrungen, über Bildungsarbeit mit migrierten und geflüchteten Frauen*, Wissensproduktion, neoliberale Subjektivität, Zoombies, Humankapital, Verwertung und Ausschluss, utopische Imagination, poetische und widerständige Praxen der Weltaneignung und der Weltveränderung in Zeiten technokratischer neoliberaler Bildungspolitiken.
Der Neologismus ›Zoombies‹ im Titel ergib sich aus der Verschmelzung zwischen der Pluralform des Hauptworts ›Zombie‹ und der Markenbezeichnung ›zoom‹, eines US-amerikanischen Softwareunternehmens.
›Zombie“ steht meistens für die Darstellung eines untoten Menschen, der sich wie ferngesteuert bewegt. Im Kontext aktueller Gesellschaftsanalysen wird der Begriff als Metapher für Nicht-Subjekte, die die Souveränität über ihren Körper und somit ihre Handlungsmacht verlieren, als Ergebnis des herrschenden, neoliberalen Systems, das durch Tod operiert, darauf aufbaut und davon profitiert (Giroux, 2010). Eine andere Anwendung der Bezeichnung weist auf die Unfähigkeit von Zombies als betäubte Subjektivitäten hin, die lebendigen Anderen wahrzunehmen. Zombies wären demnach flexible Subjektivitäten im Dienst neoliberaler Interessen. (Rolnik, 2018)
Durch die Verschmelzung mit dem Unternehmensnamen ›zoom‹, dessen Kommunikationsplattform zur Zeit der Corona-Pandemie einen echten Verbreitungsboom unter anderem im Bildungsbereich erfährt, richten wir unseren Blick auf die Kritik und die Warnungen, die durch die Metapher ›Zombie‹ hier verdeutlicht werden. Das Gespräch spiegelt unsere Suchbewegungen nach der Aktualisierung und Übersetzung dieser Kritik hinsichtlich einer Bildungsarbeit wider, die die sich vollziehende Erstickung der Vorstellungskraft (Giroux, 2010) ablehnt. Eine Bildungsarbeit, die sich weigert, betäubte, unterwürfige, effiziente, flexible, narzisstische Subjekte zu produzieren, die sich biegsam in das bestehende System einfügen und sich daran anpassen.
Die Zombies werden dadurch zu einer Gegenfigur zu bewusster Beteiligung an kollektivem politischen Handeln, und spiegeln somit den Ansatz, dass kritische Bildungsarbeit zur Veränderung der gegenwärtigen mörderischen Verhältnisse führen kann und soll: Eine Gegenfigur zu diesem Verständnis von Erwachsenenbildung als prädestinierter Raum für Wissensproduktion im Dissens, für die Erweiterung der Handlungsfähigkeit und für das Üben utopischer Imagination.
maiz ist ein unabhängiger Verein von und für Migrant_innen mit dem Ziel, die Lebens- und Arbeitssituation von Migrant_innen in Österreich zu verbessern und ihre politische und kulturelle Partizipation zu fördern sowie eine Veränderung der bestehenden, ungerechten gesellschaftlichen Verhältnisse zu bewirken.
Wie maiz ist auch das kollektiv eine Organisation von und für Migrant_innen. Es ist ein Ort der kritischen Bildungsarbeit, des Austauschs, des Widerspruchs und der gemeinschaftlichen Gestaltung – u.a. in der Erwachsenenbildung mit migrierten und geflüchteten Frauen*, die am wenigsten über Privilegien verfügen.
Literatur: Giroux, Henry A. (2010): Zombie Politics and Culture in the Age of Casino Capitalism, Peter Lang. // Rolnik, Suely (2018): Zombie Anthropophagie. Zur neoliberalen Subjektivität, Turia + Kant.